Die Evangelische "Kirche am Markt" in Holzwickede
Geschichtlicher Überblick
Die Bauernschaft Dudenroth, Holzwickede, Natorp und Rausingen (1843 zur Gemeinde Holzwickede zusammengeschlossen) gehörten jahrhundertelang zum Kirchspiel Opherdicke.
Jeden Sonntag mußten die Gemeindeglieder aus Holzwickede den langen und beschwerlichen Weg zur alten Opherdicker Kirche zurücklegen. Die Kinder machten diesen Weg sogar täglich (bis 1851) und die Katechumenen und Konfirmanden mußten noch zusätzlich zweimal die Woche nachmittags zur "Kinderlehre" (Kirchlicher Unterricht) die Haarhöhe hinauf. Auch die Verstorbenen aus Holzwickede fanden auf dem Friedhof in Opherdicke ihre letzte Ruhestätte.
Mitte des 19. Jahrhunderts aber wanderte der Schwerpunkt des Gemeinwesens von Opherdicke auf dem Haarstrang nach Norden ins Emschertal, wo es Kohlenzechen und die Eisenbahn gab. Bald überflügelte Holzwickede mit 3.500 Seelen die Muttergemeinde erheblich. Die Industrie und die Eisenbahn zogen Arbeiter und Angestellte, aber auch Handwerker und Geschäftsleute in die Emschergemeinde, die durch das Hellweger Erziehungsheim und die Präparandenanstalt von Friedrich Stehfen bereits weit über ihre Grenzen hinaus bekannt wurde. Nicht nur die weiten Wege, sondern auch die Raumnot in der bald zu kleinen Kirche in Opherdicke förderten die Bestrebungen, in Holzwickede eine selbstständige evangelische Kirchengemeinde zu bilden.
1892 wurde ein Kirchbauverein gegründet, ab 1903 fanden in Holzwickede im Böhle'schen Saal regelmäßig evangelische Gottesdienste statt und 1904 wurde für Holzwickede ein besonderer Seelsorge-Bezirk eingerichtet, den der Hilfsprediger Mießner versorgte.
Der Kirchbauverein bemühte sich, die Voraussetzungen für den Bau einer eigenen Kirche zu schaffen und hatte bald 25.000 M gesammelt. Die Zeche Caroline in Holzwickede stellte die Grundstücke für die Kirche und das Pfarrhaus schenkungsweise zur Verfügung.
Nachdem eine Kollekte in Westfalen weitere 19.000 M erbracht hatte, konnte am 2. Juli 1905 der Grundstein für die neue Kirche gelegt werden. Noch während der Bauzeit wurde die Evangelische Kirchengemeinde Holzwickede am 1. Oktober 1906 aus der Muttergemeinde Opherdicke ausgepfarrt und selbstständig; sie erhielt eine eigene Pfarrstelle und wurde dafür mit dem Opherdicker Hilfspredigerfonds in Höhe von 16.208 M ausgestattet.
Im Paul-Gerhardt-Gedächtnisjahr, am 12. Juni 1907, konnte der Westfälische Generalsuperintendent D. Zoellner aus Münster die neue Kirche einweihen. Die Baukosten beliefen sich auf 129.000 M. Das Pfarrhaus konnte im Frühjahr 1908 bezogen werden.
Haupteingang
Vom Haupteingang mit drei Doppeltüren, der sich im Westen befindet, gelangt man in den Vorraum, in dem Gedenktafeln für die Opfer beider Weltkriege und ein Opferkasten hängen. In den Kirchenraum gelangt man durch eine Doppeltür, über der der gekreuzigte Jesus hängt, und kommt so auf einem Gang, der zwischen den Bankreihen des Mittelschiffs auf den Altarraum zuführt.
Rechts und links befinden sich Treppenaufgänge zu der Empore und zur Orgel. Neben der Tür zum Kirchraum steht ein Tisch mit den Gesangbüchern. Wendet man sich um, so sieht man über den Eingangstüren farbige Fenster mit Ornamenten, über der Mitteltür das Kreuz des Friedens, neben dem zwei Engel knien. Nebeneingänge befinden sich an der Nordseite des Turms. durch den man den Turm und auch die Empore erreichen kann, und an der Südostecke, von dem aus die Sakristei und der Warteraum für die Taufgäste zugänglich ist.
In der Sakristei befinden sich auch die Lautsprecheranlage und das Tonbandgerät für die Aufzeichnung der Gottesdienste (die Bänder werden Alten und Kranken zugestellt). An diesem Nebeneingang ist auch eine Rampe, über die Behinderte (Rollstuhlfahrer) den Kirchenraum erreichen können.
Die weitere Entwicklung des Kirchbaus nach 1907
Im Jahre 1924 wurde die Kirche durch den bekannten Maler Rudolf Schäfer aus Rothenburg, der im selben Jahr auch "Das Wächterlied" und "Wie schön leuchtet der Morgenstern" in der Stadtkirche Unna schuf, ausgemalt. Es war eine Darstellung der sieben Bitten vorgesehen, von denen jedoch nur die ersten drei Bitten im Altarraum vollendet werden konnten.
Anfang der 30er Jahre erhielt der Turmhelm ein Kupferdach, das heute weithin grün leuchtet. Ein gütiges Geschick bewahrte die Kirche vor allzu schweren Beschädigungen bei dem großen Luftangriff amerikanischer Bomberverbände in den Mittagsstunden des 23. März 1945.
Nach dem Krieg wurde die Kirche Anfang der 50er Jahre renoviert und in helleren Farben neugestaltet. Im Zuge dieser Maßnahmen wurden auch die Chorfresken übertüncht, der hohe Altaraufsatz entfernt (das darin befindliche Jesusbild hängt nun im großen Saal des Gemeindehauses) und der Chorraum unter den Fenstern mit drei Wandteppichen, deren mittlerer die Abendmahlssymbole Ähren und Trauben trägt, ausgestattet. Die Teppiche wurden von der Frauenhilfe gespendet.
Im Jahre 1976 musste das Dach des Kirchenschiffes größtenteils neu gedeckt werden. 1978 stand die Heizung, die schon Jahre zuvor von Koks auf Öl umgestellt worden war, zur Erneuerung an. Verbunden war damit eine Umkehrung des Heißluftstromes, was die Effektivität erheblich steigerte. Im gleichen Jahr mussten auch die Gewölbe ausgebessert werden; gleichzeitig wurde die Isolierung oberhalb des Gewölbes verbessert, um durch Temperaturschwankungen verursachte Spannungen abzubauen.
Als ein Sturm im April 1982 den Turmhelm beschädigte, waren umfangreiche Reparaturarbeiten die Folge. Erhebliche, noch vom Krieg herrührende Schäden an Schalllöchern, Luken und Fenstern wurden sichtbar. Erforderlich wurde ferner eine Säuberung des Turmgemäuers und eine Neuverfugung; die Wetterseiten wurden isoliert. Im selben Jahr wurden auch die Bänke des Mittelschiffes mit Polsterauflagen versehen, was von den Gemeindegliedern dankbar angenommen wurde. Die Uhr des Kirchturmes konnte im Jahre 1983 durch eine elektrische ersetzt werden, gleichzeitig wurden die Zeiger neu vergoldet. Mitte 1983 wurde die gesamte Außenhaut der Kirche gesäubert, neu verfugt und isoliert. Seit damals ist die Kirchengemeinde unermüdlich dabei Schritt für Schritt die Kirche zu sanieren. Das Dach konnte bereits komplett neu gedeckt werden. Zur Zeit werden Schritt für Schritt die alten Glasfenster saniert und mit einer Schutzverglasung versehen. Noch ist viel zu tun. Dazu ist im Jahre 2000 u.a. auch ein eigenständiger Kirchbauverein gegründet worden, dessen ehem. Vorsitzender, Herbert Wilhelmy, lange Jahr Kirchmeister der Ev. Kirchengemeinde Holzwickede war und für den größten Teil dieses Textes verantwortlich zeigt.